Chronik

Ein Blick in die Chronik des Musikvereins Kellmünz

Die ersten 50 Jahre

Wo es gesellig ist und sein soll, darf natürlich die Musik nicht fehlen. Wohl aus solchen Beweggründen heraus scharten sich im Oktober 1898 zehn sanges- und musikbegeisterte Kellmünzer um Hauptlehrer Franz Herrligkoffer.

Er nahm die jungen Musiker in eine so gute Schule, daß er schon am Pfingstmontag, den 22. Mai 1899 das erste öffentliche Auftreten mit ihnen wagen konnte.

Die mit bewährter Hand geführte Kapelle gab in den folgenden Jahren zahlreichen Veranstaltungen den festlichen Rahmen. Herrligkoffer, der sich in beispielhafter Musikbegeisterung um das kulturelle Leben in Kellmünz verdient gemacht hat, übergab im Jahre 1902 den Dirigentenstab an Herrn Albert Diem.

Von 1904 an wirkte Josef Löhle die folgenden 26 Jahre als Dirigent in selbstloser und unermüdlicher Einsatzfreudigkeit.

Selbst über den ersten Weltkrieg hinweg verstand er es, den Zusammenhalt der Musik zu wahren und schon 1919 konnte er mit einer durch junge Kräfte verstärkten Kapelle wieder öffentlich auftreten.
Im Jahre 1930 übergab Josef Löhle den Dirigentenstab seinem Sohn Xaver. Die Kapelle hatte inzwischen ein beachtliches Niveau erreicht. So konnte sie 1931 beim 10. Musikfest des Bezirks Illertissen, das in Kellmünz abgehalten wurde, das beste Ergebnis erzielen.

Auseinanderstrebende Kräfte, dazu starke personelle Schwächung durch Sterbefälle und örtliche Veränderungen brachten Ende der 30er Jahre den so erfolgreich gewachsenen Faktor gemeindlicher Kulturarbeit in arge Bedrängnis. Die zunehmende Dauer des zweiten Weltkrieges machte schließlich die Vereinsarbeit unmöglich.

1948 verstand es Xaver Löhle eine Schar junger Idealisten zu finden, die den Willen zeigten, wieder eine Kapelle aufzustellen. Aus der früheren Kapelle stammten neben dem Bassisten Alfons Zanker nur mehr der Dirigent Xaver Löhle.

An neuen Musikern gehörten ihr an:
Josef Aumann, Otto Fackler, Hans Aumann, Franz Kolbeck, Max Ölgrey, Josef Kolbeck, Josef Schwaier

Nach unzähligen Proben, die vorwiegend in der Wohnung des Max Ölgrey und des Dirigenten stattfanden, trat die junge Kapelle erstmals am Fronleichnamsfest 1949 auf.

Die fünfziger Jahre

Ein Beweis für den Fleiß der Musiker war das erfolgreiche Auftreten der Blaskapelle Kellmünz beim 1. Bezirksmusiktreffen im Jahre 1950 in Illertissen.

Bei der Einweihung der neuen Illerbrücke im April 1951 fungierte die Kapelle bereits als Festmusik.

Noch im gleichen Jahr gesellten sich Ernst Behr, Hans Elster jun., Hans Elster sen. und Willi Stöhr zur Kellmünzer Blaskapelle. Am 28. März 1953 wurde aus der Blaskapelle Kellmünz der Musikverein Kellmünz. Die Gründungsversammlung wählte Herrn Karl Simma zum 1.Vorsitzenden und Xaver Stegmann zum Zweiten. Als Kassier und Schriftführer fungierte von da ab Max Ölgrey.

Ein ganz besonderer Höhepunkt im Wirken des jungen Vereins war das Bezirksmusikfest am 11. /12. Juni 1955 in Kellmünz, an dem 13 Gastkapellen teilgenommen haben.

Als 1958 Vorstand Karl Simma aus Altersgründen sein Amt niederlegte, übernahm Josef Aumann die Leitung des Vereins, der nun 93 passive und 14 aktive Mitglieder zählte. Mit der Übernahme des Vereins durch ersten Vorstand Josef Aumann ist eine vielversprechende Aufwärtsentwicklung für den Verein garantiert worden. Durch intensive Jugendarbeit konnte die Zahl der aktiven Musiker Jahr für Jahr vergrößert werden.

Das Jahr 1959 stand ganz im Zeichen der 60jährigen Gründungsfeier der Musikkapelle. Unter der Stabführung von Max Ölgrey konnten erstmals auch 9 Zöglinge an die Öffentlichkeit treten.

Die sechziger Jahre

Im Jahr 1960 stellte sich die Kapelle das erste Mal in einer einheitlichen Tracht der Öffentlichkeit vor.

Nach dem Rücktritt des langjährigen Dirigenten Xaver Löhle ging die Musikkapelle im Januar 1961 in die Hände von Ernst Behr über. Unter seiner Leitung wuchs die Kapelle zu einem Klangkörper heran, der durch Erfolge in der näheren und weiteren Umgebung von sich Reden machte. Es gelang nach und nach der Aufstieg über die Mittelstufe zur Oberstufe, wo bei allen Wertungsspielen ein erster Rang – meistens sogar mit Auszeichnung – erspielt wurde.

Mir der Durchführung des Bezirksmusikertreffen vom 25. – 28. Juni 1964 wurde der Musikverein beauftragt und konnte dieses Fest gut vorbereitet und bei herrlichem Wetter veranstalten. Bei dieser Gelegenheit konnte Bürgermeister Anton Geller drei aktiven Musikern eine seltene Ehrung aussprechen: Dirigent Ernst Behr, Bassist Alfons Zanker und Klarinettist Hans Elster sen. erhielten für 50jährige Pflege der Blasmusik die goldene Ehrennadel überreicht.

Nach vielen freiwilligen Arbeitsstunden konnte der Musikverein Kellmünz im Oktober 1966 im Rahmen einer Gemeinschaftsveranstaltung den neu renovierten Brauhaussaal eröffnen.

Im Jahre 1969 wurde eine Jugendkapelle gegründet, die 26 Mitglieder zählte, darunter 12 Jungmusikerinnen.

Die siebziger Jahre

Das Vereinsjahr 1973 stand ganz im Zeichen des Bezirksmusiktreffens verbunden mit dem 75jährigen Gründungsjubiläums und der Weihe der neuen Vereinsfahne. 32 Musikkapellen mit über 850 Musikern gaben anläßlich dieses Festes ihr Können zum Besten. Beim Festabend konnten zahlreiche Ehrungen vorgenommen werden, zudem wurden Ernst Behr und Alfons Zanker zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Im Jahr 1974 wurde unser langjähriger Vorstand Josef Aumann von der Bezirksversammlung einstimmig zum Bezirksleiter des Bezirks 8 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes gewählt.

Beim Bezirksmusikfest im Juni 1977 in Vöhringen konnte sich die Musikkapelle in der Oberstufe einen ersten Rang mit Auszeichnung erspielen. Dieser Erfolg wurde gekrönt durch ein besonderes Lob der Wertungsrichter, aus dem hervorgeht, daß die Kellmünzer Kapelle zur Spitzengruppe des Vöhringer Wertungsspiels zählte. Dieses Lob hob in besonderem Maße das Können des Dirigenten Ernst Behr hervor.

So traf es die Musikkapelle natürlich hart, als Ernst Behr Ende 1977 den Taktstock niederlegte. Familiäre Gründe zwangen ihn, Kellmünz zu verlassen.

Mit einer Feierstunde verabschiedeten sich die Musiker, sowie Vertreter der Gemeinde von ihm. Anläßlich dieser Feier wurde ihm aus der Hand des 2.Bundesdirigenten Nägele für 25jährige Dirigententätigkeit das „Silberne Abzeichen am weiß-blauen Band“ überreicht.

Die Leitung der Kapelle übernahm nun Josef Bodenmüller , der vorher schon mit großem Erfolg die Jugendkapelle dirigierte.

Bei der Generalversammlung 1979 wurde einstimmig beschlossen, daß die vor etwa zwanzig Jahren angeschaffte Vereinstracht noch in diesem Jahr durch eine neue ersetzt werden soll. Bei einem kleinen Platzkonzert mit vorheriger Gestaltung des Gottesdienstes in der Pfarrkirche stellte sich die Kapelle am 6.Mai 1979 erstmals in ihrer neuen Tracht der Öffentlichkeit vor.

Die achtziger Jahre

1980 stand ganz im Zeichen des Bezirksmusikfestes verbunden mit dem 650jährigen Marktjubiläum.

Zu diesem Fest wirkten 35 Kapellen, darunter auch die befreundete Kapelle aus Altendorf/Schweiz mit.

Ein Höhepunkt des Festes war der unvergessene historische Festumzug, an dem Kostüme aus allen Epochen zu sehen waren.

Im September 1987 übergab Dirigent Josef Bodenmüller seinen Taktstock an Erwin Bachhofer, der seit 1980 aktiv in der Kellmünzer Kapelle mitwirkte.

Die Musiker des Vereins waren nicht nur musikalisch im Einsatz, sondern renovierten auch in unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden den Brauhaussaal, der somit im November 1987 mit einer Einweihungsfeier wiedereröffnet werden konnte.

Im Juli 1989 verstarb unsere Ehrendirigent Ernst Behr, der durch sein Wirken beim Musikverein unvergessen bleibt. Die Musikkapelle gestaltete ihm zu Ehren eine Gedenkmesse in Kellmünz.

1989 wurde unserem Vorstand Josef Aumann das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen.

Die neunziger Jahre

Am 29. Januar 1991 legte erster Vorstand Josef Aumann nach 33 Jahren sein Amt nieder und Ignaz Gestle übernahm die Leitung des Vereins. Der Musikverein Kellmünz bedankte sich bei Herrn Josef Aumann für seinen unermüdlichen Einsatz durch die Ernennung zum Ehrenvorstand. Nur einen Monat später wurde er vom Bezirk 8 Illertissen des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes zum Ehrenbezirksleiter ernannt, als er dort sein Amt zur Verfügung stellte.

40 Jahre nach der Gründung des Musikvereins wurden in der Generalversammlung am 17. Januar 1993 den Gründungsmitgliedern Urkunden verliehen, um an diese bedeutungsvolle Stunde zu erinnern.

Wieder haben die Musiker sich handwerklich betätigt und in vielen freiwilligen Arbeitsstunden beim Turnhallenanbau des TSV einen eigenen Proberaum gebaut und eingerichtet, der am 1. August 1993 eingeweiht werden konnte.

Bei der Generalversammlung am 16.Januar legte der Dirigent Erwin Bachhofer seinen Taktstock nieder und im April 1994 übernahm Karl-Heinz Link aus Violau die musikalische Leitung der Kapelle.

Ende 1995 trennte sich der Musikverein von ihrem Dirigenten Karl-Heinz Link, und übergab die Leitung der Kapelle in die Hände von Guido Roelofs aus Wallenhausen.

In all diesen Jahren bemühte sich der Musikverein auch intensiv um die Jugend. Neben der Ausbildung, den Hüttenaufenthalten und Ablegung der bronzenen, silbernen und goldenen Prüfungen auf Bezirksebene, konnten auch immer wieder junge Musiker bei Solo/Duo-Wettbewerben und „Jugend musiziert“ mir Erfolg teilnehmen.

So sind wir auch stolz, mit Stefan Oechsle ein Mitglied im Jugendblasorchester des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes stellen zu können.

Um eine gut funktionierende Jugendkapelle zu erhalten waren 1996 Bestrebungen im Gange, mit den Musikvereinen aus Altenstadt und Osterberg eine gemeinsame Kapelle aufzubauen, was im Frühjahr 1997 auch verwirklicht werden konnte.

Bei der Generalversammlung im Januar 1997 übergab erster Vorstand Ignaz Gestle die Leitung des Vereins an Andreas Gschwind, der gleich ein paar großen Aufgaben gegenüberstand, denn es wurde beschlossen, daß der Musikverein Kellmünz zu seinem 100jährigen Jubiläum die Pro-Musica-Plakette beantragen wird, die nur an Kapellen verliehen wird, die auf eine mindestens 100jährige Tradition zurückblicken können und sich besondere Verdienste um die Pflege des instrumentalen Musizierens erworben haben.

Dies mußte aber in Zusammenarbeit mit Eugen Miller, dem Pro-Musica-Beauftragten des ASM in mühevoller Kleinarbeit nachgewiesen werden. Aber die vielen Stunden der Nachforschungen im Gemeinde- und Kirchenarchiv, des Zusammentragens und der Nachweise aller Auftritte der letzten 100 Jahre haben sich gelohnt, denn im November 1997 erhielt der Musikverein die erfreuliche Nachricht, daß die Pro-Musica-Plakette im März 1998 von Bundespräsident Roman Herzog an die Musikkapelle verliehen wird. An dieser Stelle möchten wir all denen danken, die mitgeholfen haben, die Pro-Musica-Plakette zu erhalten.

Im Hinblick auf das 100jährige Jubiläum 1998 sollte nach fast zwanzig Jahren wiederum eine neue Tracht angeschafft werden. Nach eingehender Information bei der Trachtenberatungsstelle in Krumbach wurde beschlossen, dieses Mal eine original schwäbische Tracht anfertigen zu lassen.

Am 14.Dezember1997 konnte die neue Tracht bei einem Gottesdienst und anschließendem Festakt im Brauhaussaal der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Am 30.Juli 1997 mussten wir unseren Dirigenten Guido Roelofs verabschieden, der aus familiären Gründen seine Tätigkeit in Kellmünz beendete. Doch zum Glück fand der Musikverein innerhalb kürzester Zeit einen Nachfolger, und so konnte schon im September 1997 die erste Musikprobe unter Leitung des neuen Dirigenten Thomas Euler aus Fellheim stattfinden.

Das Jahr 1998 stand ganz im Zeichen des 100jährigen Jubiläums und der Ausrichtung des 29.Bezirksmusikfestes.

Als Thomas Euler seinen Dirigentenstab abgab, fanden wir mit Erhard Schneider einen neuen, motivierten, engagierten Nachfolger. Unter seiner Leitung steigerten sich das musikalische Niveau und die Kameradschaft.

Nach der (Jahrtausend) Wende

Bei der Generalversammlung 2005 übergab der langjährige Vorstand Andreas Gschwind, aus beruflichen Gründen sein Amt an Florian Zanker.

Die neue Vereinsführung schickte die engagierten Musiker gleich zum Stimmungscup nach Bellenberg, wo der Musikverein durch eine fleißige Probearbeit, gute Ideen und eine tolle Show zum bayerischen Meister gekrönt wurde. Dieses herausragende Ergebnis beflügelte uns und unsere Fans.

Der Musikverein Kellmünz machte sich nach und nach einen Namen, sei es im Bereich der Stimmungsmusik oder bei konzertanter Musik.

Wir dürfen nicht vergessen, daß nur mit viel Idealismus in den vergangenen 100 Jahren und auch in der Zukunft die Volksmusik erhalten werden kann. Die aufbauende und erfolgreiche Arbeit von der Gründung bis heute soll für uns und kommende Generationen Ansporn und immerwährende Verpflichtung sein.

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